Bandol Vins & Comestibles

Ein Abschied, der keiner ist

Ein Abschied, der keiner ist

Nach vielen Jahren im Team Bandol Vins & Comestibles treten Cony Gutjahr und Michel Müller jetzt ihre Aufgaben an Ramona und Nadine von Gunten ab. Von einem Abschied kann hier aber nicht die Rede sein – die beiden bleiben dem Team in verschiedenen Funktionen erhalten. Im Doppelinterview schauen sie zurück auf eine schöne und intensive Zeit.

Das Team von Bandol Vins & Comestibles erfindet sich neu. Ab diesem Jahr besteht es neben den Gründern Bernhard Baumgartner und Daniel von Gunten auch aus dessen Töchtern Ramona und Nadine von Gunten. Für Cony Gutjahr und Michel Müller bedeutet das kein Ende, sondern ein "Auf Wiedersehen" und die Möglichkeit, mehr Zeit in andere Lebensbereiche zu investieren. Als bessere Hälfte von Gründungspartner Bene wird Cony auch in Zukunft an Degustationen und Events anzutreffen sein. Und Michel wird das Team mit seiner Kreativagentur Sergeant nach wie vor beim Branding und der Markenführung unterstützen. Wir wünschen beiden alles Gute für die Zukunft – und haben sie bei der Gelegenheit gleich mal interviewt.

Michel und Cony, eure Zeit im Team Bandol Vins & Comestibles geht nach Jahren zu Ende. Lasst uns zurück zum Anfang blicken. Wie hat für euch alles begonnen?

Michel: Für mich im Frühling 2015. Damals gab es einen grösseren Umbau im Team. Zwei von vier Bisherigen gingen, zwei neue kamen hinzu. Ich war einer davon. Zuerst musste ich unglaublich viel lernen, denn ich wusste praktisch nichts über das Weingeschäft. Dass wir unser Engagement von Beginn weg als «professionelles Hobby» bezeichnet haben, half mir, an der Aufgabe nicht zu verzweifeln und es zu geniessen.

Cony: Durch meinen Partner Bernhard Baumgartner hatte ich schon seit 2014 immer wieder mit Bandol zu tun. Ich habe Bestellungen erfasst, bei Degustationen geholfen und ab und zu auch Weine geliefert. Offiziell Teil des Teams wurde ich aber im Januar 2020.

Zusammengerechnet trinkt ihr also schon 17 Jahre lang Bandol! Was mögt ihr an der Weinregion am liebsten?

Cony: Die wunderschöne Landschaft mit immer wieder faszinierenden Farben und die Menschen – wenn man die Sprache spricht, sind die Leute dort sehr herzlich und gastfreundlich. Natürlich liebe ich auch die provenzalische Küche mit den unglaublich feinen Gerichten.

Michel: Bandol-Weine sind einzigartig und unverwechselbar. Das Klima und die Böden sind wie gemacht, um Wein anzubauen. Die Winzer können ohne Zusatzstoffe grossartige Weine produzieren. Sie sind ein wunderbares Produkt der regionalen Natur. Das finde ich heute genauso spannend wie damals.

Inzwischen seid ihr ja Bandol-Pros. Habt ihr gerade einen Lieblingswein und wie trinkt man den am besten? 

Michel: Hoch im Kurs sind die Rosés der Domaine des Trois Filles. Sie sind sommerlich frisch und leicht – mit ihnen kann man den Tag perfekt ausklingen lassen. Für besondere Anlässe würde ich aber den Rosé von Tempier empfehlen. Ihm sagt man nach, der beste der Welt zu sein. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber eine kleine Offenbarung ist er schon. Leider auch fast immer ausverkauft.

Cony: Bei diesen Temperaturen liebe ich einen wunderbaren Rosé, der als Apéro-Wein passt, aber auch zu sommerlichen Gerichten ein toller Begleiter ist: den Rosé AOC Bandol der Domaine Château Val d’Arenc.

Was ist eure Lieblingserinnerung aus der Zeit bei Bandol?

Michel: Die vielen Besuche bei den Weinbauern vor Ort. Dort wurden wir als Freunde und nicht als Kunden empfangen. Bei Alain Pascal der Domaine Gros’Noré gab es einmal ein ganzes Wildschwein, dass er selbst geschossen und für uns zubereitet hatte. Bei Cédric Gravier von La Suffrène gab es Andouillette, Soupe de Pistou und einen Wein von jedem Jahrgang. Unvergessen bleibt für mich auch die dreistündige Führung mit Daniel Ravier durch die Kellergewölbe von Tempier. So intensiv, vielseitig und lehrreich hatte ich vorher noch nie Weine verkostet. Wir mussten danach den Rest vom Tag frei nehmen und uns erholen.

Cony: Bei mir ist es ähnlich. Meine liebsten Erinnerungen entstanden bei unseren Reisen in die Region, um neue Produkte zu entdecken, die neuen Jahrgänge zu degustieren und den Kontakt zu den Winzerinnen und Winzern zu pflegen. Was aber auch immer wieder schön war: die Degustationen mit dem ganzen Team in der Schweiz und die Anlässe in Schliern bei Köniz und in Zürich, wo wir den Kontakt mit Kundinnen und Kunden persönlich pflegen konnten.

«Lernt man die Seelen dahinter kennen, findet man sie auch im Wein wieder.»

Ist euch ein Weingut in dieser Zeit besonders ans Herz gewachsen?

Cony: Da muss ich nochmals Trois Filles erwähnen. Das sind drei Schwestern, die mit Frauenpower echt tolle Ergebnisse erzielen. Dass ein Familienclan so zusammenhält und zusammen ganz viel erreicht, ist mir sehr sympathisch.

Michel: Für mich ist es die Domaine Gros’Noré und ihr Besitzer, Alain Pascal. Er verkörpert fast schon klischeehaft den etwas störrischen, aber warmherzigen südfranzösischen Weinbauer. Wer ihn kennt, versteht auch sofort seine Weine. Das ist mir übrigens mit vielen Weinen passiert. Lernt man die Seelen dahinter kennen, findet man sie auch im Wein wieder.

Vor acht oder neun Jahren muss Bandol Vins & Comestibles etwas anders ausgesehen haben. Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?

Michel: Aus meiner Sicht sehr erfreulich. Wir haben 2015 ein Rebranding gemacht und einen Webshop lanciert. Danach wurde die Kommunikation mit Newslettern und Social Media schrittweise professionalisiert. Ab 2018 kam die Zeitschrift Millésime hinzu. Einen Boom erlebten wir auch während der Pandemie-Jahre, als sich die Umsätze im Webshop beinahe verdreifachten und wir mit den Lieferungen fast nicht hinterher kamen.

Cony: Ausserdem ist die Produktpalette heute besonders vielfältig. In jedem Preissegment findet man etwas für sich.

Zurück zu euch beiden. Wohin zieht es euch jetzt – mit oder ohne Wein?

Cony: Ich arbeite im Sozialversicherungswesen und dort gibt es viel zu tun mit der AHV-Reform, die 2024 in Kraft tritt. Auch im privaten Bereich gibt es vermehrt Aufgaben, die auf mich fallen werden. Aber in meinen Ferien werde ich sicher wieder in der Region Bandol unterwegs sein und weiterhin tolle Weine und Comestibles entdecken können. Ausserdem kann ich mir sehr gut vorstellen, bei Reisen in andere Länder meinen “Wein-Horizont” zu erweitern. Es gibt noch viel zu entdecken.

Michel: Ich bin im Januar Vater geworden und werde mich auf meine Familie und meinen Job als CEO der Kreativagentur Sergeant konzentrieren. Es freut mich riesig, dass mit Ramona und Nadine eine jüngere Generation bei Bandol eingestiegen ist.

Gibt es etwas, dass ihr an der Arbeit bei Bandol vermissen werdet?

Michel: Den Austausch über Wein, Essen und Savoir-vivre. Bene hatte es sich zur Aufgabe gemacht, aus Anfängern Connaisseurs zu machen. Mit seinen Blinddegustationen hat er unsere Sensorik regelmässig ans Limit gebracht. Auch von Dänu und Cony konnte ich enorm viel lernen. Ich bin ihnen allen von Herzen dankbar für diese wunderbare Zeit.

Cony: Es war für mich eine spannende – obwohl durch Corona spezielle – Zeit. Da ich mit den meisten aus dem Team glücklicherweise noch in Kontakt sein werde, muss ich hoffentlich nichts vermissen. Sonst würde ich natürlich diese Leute vermissen.

«Ein ofenfrisches Baguette, etwas Käse und einen Gros’Noré. Pures Glück.»

Eure Lieblingsweine habe ich schon notiert. Aber welche Comestibles nehmt ihr auf eine einsame Insel mit?

Cony: Da könnte ich mich nicht entscheiden, es ist alles fein. Am liebsten hätte ich alles dabei!

Michel: Eine Auswahl an Compotées, etwa die mit Artischocken oder die mit Feigen und Basilikum. Dazu ein ofenfrisches Baguette, etwas Käse und einen Gros’Noré. Pures Glück.

Vielleicht sollten wir das Interview bald abschliessen, da kriegt man ja Heisshunger. Wenn ich gleich jetzt meinen Koffer packen gehe für einen spontanen Trip in die Weinregion Bandol – was könnt ihr mir besonders empfehlen?

Cony: Du gehst einen Wochenmarkt besuchen, setzt dich danach mit einem feinen Glas Bandol auf den Dorfplatz und schaust dem Treiben zu. Oder du machst eine Küstenwanderung und hältst zwischendurch zum Baden an. Da kannst du dich auf wunderschöne Ausblicke freuen.

Michel: Wo fange ich an? Das Hafenstädtchen Sanary ist zauberhaft. Einen Besuch wert sind auch La Cadière d’Azure und Le Castellet. Ein Geheimtipp ist ein Spaziergang in den Pinienwäldern von Port d’Alon. Und die Calanques bei Chassis – die sind zwar kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem sehr sehenswert. Ausserdem mag ich auch die Altstädte von Marseille und Aix-en-Provence. Reicht das?

Fürs erste schon. Vielen Dank euch beiden für das Interview!

Daniel von Gunten und Bernhard Baumgartner bedanken sich im Namen des Teams Bandol Vins & Comestibles an dieser Stelle von ganzem Herzen bei Cony und Michel für ihr riesiges Engagement und den wertvollen Beitrag über all die Jahre. Auf ganz viele neue Erinnerungen!

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